Der Reifentanz (Hoop Dance)von Hartmut Felber Der Ursprung des ReifentanzesDer Ursprung dieses Tanzes liegt im Dunkel der Geschichte. Bei den Waldlandstämmen Nordamerikas war er bekannt. Densmore berichtet, dass mit einem Reifen bei den Menominis getanzt wurde. Der Schöpfer gab einem Mann den Tabak, den dieser zu den anderen Indianern brachte. Sie wollten jedoch mehr Tabak und so ersann sich der Mann einen akrobatischen Tanz mit einem Reifen, den die Leute tanzen sollten, um noch mehr Tabak zu erhalten. Den Zwei-Reifen-Tanz findet man bei den Chippawas (Ojibwe) der Großen Seen und den Ottawas. Aus mehreren Berichten geht hervor, dass die „Erfinder“ des Reifentanzes die Chippawas waren. Brendan Fairbanks berichtet, dass ein Mann namens Babiikawis, ein älterer Bruder des Kulturheros Wenabozhoo, den Hoop Dance kreiert hat. Er war ein halb Sterblicher und halb Unsterblicher, ein Künstler, der von Dorf zu Dorf gegangen ist und dort getanzt und gesungen hat. Der Hoop Dance hatte auch ursprünglich schon unterhaltsamen aber auch heilsamen Charakter. Der Tanz ist eine Darstellung der überwindung unserer Probleme. Die ungesehene Welt oder/und der Creator (Schöpfer) werden für die heilende Kraft des Tanzes um Hilfe gerufen. Bei den Reifentänzern der Großen Seen, die mit zwei kleinen Reifen tanzten (bis unterhalb des Knies), war dabei die Benutzung der Hände nicht erlaubt. Es gibt Berichte aus dem Jahr 1902 über die Apachen, dass durch die Berggeistertänzer mit vier verschiedenfarbigen Reifen (gelb, weiß, grün und blau) Heilungszeremonien durchgeführt wurden.[4] Der heutige Tanz mit mehreren Reifen 4-5-6-7-10-12-15 oder mehr wurde durch die Tänzer des Taos Pueblos bekannt gemacht. Es kann sein, dass sie inspiriert wurden durch chinesische Gaukler, die 1933 auf der Weltausstellung in Chicago mit Ringen und Reifen fantasievoll umgingen. Bekannt war aber den Taos-Tänzern der Umgang mit 2 Reifen schon vorher. Entweder sie haben ihn bereits 1893 zur Weltausstellung in Chicago gesehen oder sie haben ihn aus den nördlichen Prärien mitgebracht.[1] 1935 oder 1936 kam der Tanz auch zu den Yakima, die mit 20 Hoopdancern bereits einen Wettbewerb durchführten. Allerdings ging es hierbei nicht um Geld. Es war kein Wettkampf im heutigen Stil. Bei dieser alten Variante des Hoop Dance wurden laut James Selam insgesamt fünf Reifen verwendet, drei miteinander verbundene und zwei lose. Das ist ein Stil, der sich markant von dem heute als „typisch“ geltenden Hoop Dance unterscheidet, da letzterer durchweg mit einzelnen, nicht miteinander verbundenen Reifen getanzt wird.[2] Die SymbolikDer Reifentanz ist ein zeremonieller Tanz und heute auch ein Showtanz mit viel Symbolgehalt. Der Tanz durch einen Reifen stellt die Geburt dar. Durch Verflechtungen mehrerer Reifen werden Tiere, Pflanzen, Mutter Erde, die Sonne, andere Planeten, geometrische Formen oder mythische Figuren dargestellt. Der Reifen als Kreis symbolisiert den Kreislauf des Lebens – Geburt, Jugend, Alter, Tod und Wiedergeburt, den Kreislauf des Wassers, den Umlauf des Mondes um die Erde und der Erde um die Sonne. Im Kreis gibt es keine Vorherrschaft. Jeder Teil ist gleich. Jeder Reifen, der verwendet wird, ist einem bestimmten Tier oder einer Pflanze zugeordnet, dem Adler, dem Bären, dem Wolf, dem Tabak, dem Mais usw. Ebenso wie andere Tänze der amerikanischen Ureinwohner, kann dieser Tanz nicht ohne das tiefe Verständnis für die Symbolik und den Glauben, der dahintersteckt, sowie der entsprechenden Musik existieren.[7] Brian Hammil ist ein Mitglied der Ho’Chunk Nation aus dem südlichen Wisconsin. Er gehört zu den 10 besten Tänzern der Welt und tanzt mit bis zu 44 Ringen. Seine Figuren zeigen symbolhaft Erlebnisse aus seinem Leben. Tanztechnik und ReifenherstellungDer Tänzer hebt die Reifen nicht mit den Fingern vom Boden auf. Der erste Reifen wird geschickt mit den Füßen angelupft. Für die weiteren kann er dann den ersten Reifen zu Hilfe nehmen. Es gibt heutzutage Wettkämpfe, in denen sich die Hooptänzer messen. In ihnen wird Wert gelegt auf Timing, Geschwindigkeit, Erfindungsgabe, effektvolle Darbietung und Genauigkeit. Jeder Tänzer hat seine eigene Methode, seine eigene Reifenzahl (bis zu 50), seine eigene Dauer des Tanzes (etwa 3 bis 15 Minuten) und seine eigene Geschichte, die er mit den Ringen erzählt. Einige Tänzer fügen akrobatische Aktionen ein, andere jonglieren mit den Hoops. Auch die Größe der Reifen variiert. Die ursprünglich an den großen Seen verwendeten Reifen gingen nur bis unterhalb des Knies. Durch kleine Reifen zu tanzen ist ungemein schwieriger als durch große Reifen. Da jedoch viele heutige Reifentänzer ihr Outfit (Grass Dance, Fancy Shawl, Jingle Dress oder traditionelle Kleidung) beim Tanzen verwenden, sind die Reifen so groß, dass sie mitunter bis zur Mitte des Oberschenkels reichen. Ein Hoopdancer des American Indian Dance Theaters hat mir als richtiges Maß, die Mitte des Knies angezeigt. Auch das Material ist unterschiedlich. Oft werden heute die im Handel erhältlichen Plastik-Hula-Hoop-Reifen verwendet. Sie können auf die richtige Größe gekürzt werden. Meist werden sie mit verschieden farbigem Klebeband effektvoll umwickelt. Es gibt aber auch Reifen aus Weide, Korbrohr, Rattan, Glasfieber oder Metall. Zwei Hoopdancer über den ReifentanzDerrick Suwaima Davis (Hopi -mütterlicherseits / Choctaw -väterlicherseits) aus Old Oraibi/Arizona sagt über den Reifentanz:
Zum Wettbewerb sagt Derrick:
Derrick tanzt mit fünf Ringen, weil das die traditionelle Art ist zu tanzen. Er sagt:
Derrick Suwaima Davis nahm bereits mit 3 Jahren an Powwows teil, er war 1996 Reifentanz-Weltmeister und hat zahlreiche Titelgewinne auf Powwows im Hoop Dance und Fancy Dance.[8]
Kevin Locke (Hunkpapa Lakota Nation) ist Showtänzer und Reifentanzlehrer. WettbewerbeWeltmeisterschaften im Reifentanz werden jedes Jahr im Februar im Heard Museum in Phoenix/Arizona durchgeführt. Die Tänzer erhalten von der Jury Punkte. Die Siegerpunktzahlen liegen so bei 220. Die Siegprämien liegen bei etwa 2500 US-Dollar im Erwachsenenbereich.[10]
Es gibt verschiedene Altersklassen: Tony Duncan, Hoop Dance bei YouTube erarbeitet von Hartmut Felber ©2004
Für die Übersetzung aus „Indian Dances of North America“ möchte ich Birga Augustin ganz herzlich danken.
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