Grass Dance

von Hartmut Felber

Geschichte des Grastanzes

Über die Entstehung des Grastanzes gibt es verschiedene Versionen.

1. Version
Der Grastanz entwickelte sich aus einem Skalptanz der Kriegergesellschaft der Omaha oder der Mandan / Hidatsa. Die frühesten Abbildungen sind von George Catlin aus dem Jahr 1836 bekannt. Bei diesem Tanz wurden Skalps an Skalpbänder gehangen. Anfang des 19. Jh. wurden Skalps verboten, stattdessen wurde geflochtenes Süßgras verwendet um die Skalps darzustellen.

2. Version
In den alten Tagen trugen die Grastanzführer einen Krähenriemen (Crowbelt) als Tanzschmuck. In diese Tanzriemen wurden Grasbüschel gesteckt, die ihre Kriegscoups und Kriegsehren darstellen sollten.

3. Version
Nach älteren Erzählungen wird berichtet, das das Tanzen mit Präriegras die Verbindung zum Büffel – der Haupternährungsquelle der Prärieindianer – darstellen soll.

4. Version
Eine andere Version ist die, das vor einem großen Gemeinschaftspowwow die älteren erfahrenen Kriegsveteranen die jüngeren Männer anwiesen, das Gras flach zu tanzen, um es für die anderen Tänzer zu ebnen. Das abgetanzte Gras wurde dann an die Kleidung gehangen.

5. Version
Einige Leute glauben, dass der jetzige Grasstanz erst in der Reservationszeit auf Druck der amerikanischen Regierung entstanden ist, um den Touristen „indianische Kultur“ zu zeigen bzw. zeigen zu lassen.

6. Version
Die folgende Version hat mir ein Lakotajunge erzählt und ihm wurde sie von seinem Großvater erzählt: Es begab sich in den alten Tagen. In einem Lakotalager lebte ein Junge der eine Hüftbehinderung hatte. Daher konnte er nicht mit den anderen Kindern spielen und reiten und wurde von ihnen ausgelacht. Darüber war er sehr traurig und ging eines Tages in die Prärie hinaus, um ganz allein über sein Elend nachzudenken. Vier Tage und vier Nächte verbrachte er dort. Am Ende der vierten Nacht kam ein alter weiser Mann zu ihm und fragte ihn, warum er so traurig sei. Da erzählte ihm der Junge sein Leid. Daraufhin sagte der alte Mann: „Ich werde dir einen Tanz zeigen, mit dem du die Menschen erfreuen wirst.“

Obwohl sich der Grastanz im Norden entwickelte, hat er sich bis in den Süden ausgebreitet und ist jetzt einer der schönsten Tanzstile bei den Powwows. Der moderne Grastanz entstand in den Jahren zwischen 1910 und 1925 (Schätzung) in Norddakota in Standing Rock, Fort Berthold, Turtle Mountain und in der Reservation Fort Totten. In den vierziger und fünfziger Jahren kam der Grastanz zu einigen Süddakota- und Montanastämmen und in den sechziger Jahren weiter in den Süden nach Nebraska. In den siebziger Jahren wurde der Grastanz in Oklahoma gesehen und in den achtziger Jahren kam er zu den Stämmen von Arizona und Florida. Heute wird der Grastanz überall in den Vereinigten Staaten getanzt.

Tanzstil

Der alte Tanzstil
Die alte Art ist langsam und getragen. Ca. bis 20 Schläge der Trommel werden auf einer Seite getanzt. Die Schulter wird verschoben und die Bewegung sinkt fließend zu dem entsprechenden Fuß. Dann werden die Bewegungen mit der anderen Seite wiederholt. Die alte Art zu tanzen ist einfach und es sind langsame kontrollierte Bewegungen. Der gesamte Körper wird bewegt. Für diese Art zu tanzen ist es gut, auf den Zehenspitzen zu tanzen und dann abzurollen. Nur so kann der Tänzer auch seine Schultern gut bewegen. Der Fuß kann dabei als „Sprungbrett“ benutzt werden.

Der moderne Tanzstil
Mit der Einbeziehung dieses Tanzes zu den Wettbewerbstänzen kam in den 80er Jahren die neue Art zu tanzen auf. Sie ist schneller und komplizierter. Die obere Hälfte des Körpers bleibt dabei „tot“. Dafür werden komplizierte Fuß- und Hüftbewegungen gezeigt. Viele Tänzer, die diese Art tanzen, setzen auch den gesamten Fuß auf, sind also „Flachfußtänzer“.

Der Tänzer kann seine eigenen Tanzschritte entwickeln, die ihn von den anderen Tänzer unterscheiden. Auch daher ist dieser Tanz sehr beliebt. Der Tänzer versucht das Präriegras nachzuahmen, wenn es sich im Wind bewegt oder auch die Mähne eines Pferdes, wenn es über die Prärie gallopiert. Der Kopf wippt schnell mehrmals bei jedem Trommeltakt auf und ab. Louis Boyd von der Leech See Ojibwe-Anishinaabe Nation sagt: „Es gibt immer Änderungen und Neues“. Er tanzt seit 45 Jahren Grass. Dieser Tanz wird auch als rituelle Heilung und als Glück bringender Tanz angesehen. Der Grastanz ist ein sehr flüssiger und biegsamer Tanzstil, bei dem die Tänzer versuchen, ihre Fransen an so vielen Stellen wie möglich zu bewegen. Wie bei allen anderen Tanzkategorien kommt es darauf an, mit dem letzten Trommelschlag zu stehen.

Die Kleidung der Grastänzer

Die Grastanzkleidung läßt eine enorme Menge des Improvisierens zu.

  • Double Rocker
    • Roach (lang) mit Spreader
    • Antennen (aus Draht – am besten eignen sich Fahrradbowdenzüge oder ähnliches)
    • Flaumfedern
      Die Flaumfedern stellen die schwarzen oder weißen Endstücken von Adlerfedern dar. Es werden aber auch weiterhin Adlerfedern benutzt. Die nördlichen Tänzer tragen zwei und die südlichen Grastänzer eine Feder in Ihrer Roach.
    • eventuell ein Perlenstirnband
  • Armmanschetten (Stulpen)
  • eingesäumte Kriegerhemden (für die alte Art) oder Poncho (Cape)
  • Schmucklendentuch
    Poncho und Schmucklendentuch haben oft V - Form
  • Seitenteile
  • Leggings (für die alte Art zu tanzen) oder alternativ wird oft eine Jogginghose getragen, an der die Knie- und Fußfransen (horizontal oder diagonal) befestigt werden. Hose und Hemd können von gleicher Farbe sein, aber auch kontrastierende Farben haben. Schwarz war jahrelang populär, heutzutage wird oft weiß bevorzugt.
  • Kniebänder
  • Fußgelenkbänder
  • Schellenbänder
    Die Schellenbänder werden nur unter den Knöcheln getragen.
  • Mokassins
  • Schmuckbänder
  • Utensilien für die Hände (Dreamcatcher, Fächer, Medizinräder, Spiegelbretter)

Erarbeitet von Hartmut Felber, Zeichnung von Anette Felber

Quellenverzeichnis:

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