Sa, 16.3., und So, 17.3., jeweils 18.30 Uhr,
in Anwesenheit der Regisseurin Bettina Renner
Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, Berlin-Prenzlauer Berg
Begrabt mein Herz in Dresden
D 2012, 90 min, Regie: Bettina Renner, Erzählt von Anna Thalbach und Lars Rudolph
Ein Friedhof in Dresden. Aus dem Schnee ragt ein verwitterter Grabstein. An seinem Fuß weht eine kleine amerikanische Flagge. Die Inschrift auf dem alten Stein verrät, wer hier im Jahr 1914 zur letzten Ruhe gebettet wurde: Edward Two Two, Häuptling der Sioux. Seltsam. Wie kommt ein Indianer der Sioux ausgerechnet nach Dresden? Und warum wurde er hier begraben? Bettina Renner geht dieser Frage nach, gräbt in Archiven und reist in die alte Heimat von Edward Two Two, ins Pine Ridge Reservat nach South Dakota. Edward Two Two kam im Rahmen der sogenannten „Völkerschauen“ nach Deutschland. Damals holte man sich Völker aus aller Welt, die dem Verlangen des einheimischen Publikums nach Exotischem entsprachen, und präsentierte sie im Rahmen aufwendig choreografierter Schauen. Edward Two Two kam mit seiner Frau und einer Enkeltochter zunächst zu Hagenbeck nach Hamburg, später nach Dresden zum Zirkus Sarrasani. Die Indianer waren damals die Attraktion schlechthin. Sie lebten vor dem Zirkuszelt in Tipis, waren verpflichtet immer Federhaube und traditionelle Kleidung zu tragen, zu tanzen und zu singen. Doch die Realität in ihrer Heimat war längst eine andere. Aus einem freien Leben in der Prärie wurden die Ureinwohner Amerikas in Reservate gezwungen und einem Umerziehungsprogramm unterworfen. Die Folgen waren fatal, es herrschten Hunger und Krankheiten. Wie sieht es heute in dem Reservat aus, von dem Edward Two Two aus nach Deutschland aufbrach? Bettina Renner macht sich auf die Reise und trifft auf Nachfahren Edward Two Twos. Nach und nach kommt sie der Antwort näher, warum sich der Lakota-Sioux, der im wahren Leben nie ein Häuptling war, zu dem Schritt entschloss, in der Erde Dresdens seine letzte Ruhestätte zu finden.